Hausärztliche Praxis Yulia Britvina und Dr. med. Viola Borg

Magen-Darm-Probleme - natürliche Pflanzenprodukte

Alarmierende Trends zunehmender Antibiotikaresistenz gefährlicher Keime begründen die herausragende Rolle pflanzlicher Wirkstoffe, insbesondere solcher mit antibiotischem Potenzial.

Reizmagen / Reizdarm und funktionelle Verdauungsbeschwerden

Vorkommen

Nach Ausschluss einer organischen Ursache, insbesondere ernsten Erkrankungen mit Alarmsymptomen wie Gewichtsabnahme, Zeichen von Blutverlust, ständiges Erbrechen, Magen-Darm-Blutungen, Fieber und Ausschluss einer exokrinen Bauchspeicheldrüsenfunktionssstörung.

Wenn über einen Zeitraum von 3 Monaten Bauchschmerzen bestehen, die in Zusammenhang mit Veränderungen der Stuhlzusammensetzung und Stuhlhäufigkeit auftreten und sich nach dem Stuhlgang bessern, spricht man von funktionellen Magen-Darm-Beschwerden.

Ursache

Viele krankmachende Mechanismen bedingen diese Erkrankungen, die häufig auf folgenden individuellen Vorraussetzungen basieren: erhöhte organbezogene Wahrnehmung, zentralnervöse Faktoren(emotionaler Stress über die Bauch-Hirn-Achse), Magen-Darm-Infektionen in der Vorgeschichte, Störungen der Bewegungsabläufe im Magen-Darm-Trakt, genetische Faktoren, Ernährungseinflüsse.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass Patienten mit Reizmagen- / Reizdarmsymptomatik gleichzeitig auch an funktionellen Verdauungsbeschwerden leiden und umgekehrt.

Symptome

Oberbauchschmerzen, Druck- und Völlegefühl, frühes Sättigungsgefühl, Aufstoßen, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Blähungen, Durchfall und Verstopfung, chronische Bauchschmerzen.

Symptomorientierte Behandlung

Pfefferminz-Öl / -Extrakte

Hochdosierte Gabe eines Kombinationspräparates (Carmenthin: 2x1 Kapsel pro Tag) aus Pfefferminzöl WS 1340 und Kümmelöl WS 1520, dadurch kommt es neben den schmerzlindernden Effekten zu Krampflösung und Entblähung. Hauptbestandteil im Pfefferminzöl ist Menthol, dieses entspannt die glatte Darmmuskulatur durch Blockierung der Kalziumkanäle in der Zellwand. Kümmelöl verstärkt einerseits die Eigenschaften vom Menthol, andererseits reguliert es auch das Darmmikromilieu, d.h. es unterstützt die normale Darmflora und reduziert das krankhafte Keimwachstum.

Einsatz von Iberogast Tropfen( 3x 20 Tropfen pro Tag) als Multi-Target-Ansatz (Vielstoffgemisch), bestehend aus Extrakt von Kamillenblüten, bitterer Schleifenblume, Angelikawurzel, Kümmelfrüchten, Mariendistelfrüchten, Melissen- und Pfefferminzblättern, Schöllkraut und Süßholzwurzel.

Wirkung: Gallenabflussfördernd, krampflösend, antibakteriell, antiviral.

Kamillenbütenextrakte

Präparate: Kamillin Konzentrat und Myrrhinil Intest (Kamillenblütenextrakt, Myrrhe und Kaffeekohle) sowie Iberogast Tropfen

Wirkung: krampflösend und entzündungshemmend bei chronisch entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und Reizdarm

Ayurveda-Medizin / Teemischung

1 TL schwarzen Tee und eine Messerspitze Zimt mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen. Davon 3 Tassen täglich trinken. Es wirkt verstopfend und antibiotisch und enthält Gerbsäuren, die die Magenschleimhaut beruhigen. Bei Übelkeit den Tee nur löffelweise zu sich nehmen.

Indische Flohsamenschalen

Wirkung: Quellstoffe, stuhlregulierend bei Verstopfungsneigung

Präparat: Agiolax

Arzneihefe

Wirkung: Unterstützung der natürlichen Darmflora, bindet Erreger und scheidet sie aus, dadurch Verkürzung der Krankheitsdauer bei akutem Durchfall. Sie hat sich auch in der Vorsorge und Behandlung von reise- und antibiotikabedingten Durchfällen bewährt.

Präparat: Perenerol forte / Perocur-Kapseln, -Granulat für Kinder.

Achtung: Bei chronischer Durchfallneigung sollten immer ein Leberschaden, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, eine exokrine Bauchspeicheldrüsenfunktionsstörung, gluteninduzierte Darmschädigung sowie Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten ausgeschlossen sein! Daher können Ernährungsveränderungen bei geregelten Mahlzeiten durch Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel, Reduktion von Kohlehydraten (insbesondere FODMAPs) und pflanzliche Behandlung sowie Tees und Rollkuren sinnvoll sein.

Ballaststoffe

Weizenkleie oder geschrotete Leinsamen (1 EL z.B. in Müsli)

Andere pflanzliche Abführmittel

Gemüsesäfte, z.B. Sauerkrautsaft; Buttermilch oder getrocknetes Obst am Abend und morgens ein Glas lauwarmes Wasser. Auch mit diesen Wirkstoffen scheint eine Gewöhnung nur sehr selten zu sein.

Alle genannten Präparate sind frei käuflich, bei einigen Grunderkrankungen zu Lasten der Krankenkasse verordnungsfähig.

Allgemein gilt bei Verstopfungsneigung: Trinken Sie 1,5 bis 2 Liter täglich, bewegen Sie sich soviel wie möglich, optimieren Sie Ihre Darmflora (www.mikrooek.de) und Ihr Stressmanagement, denn die psychosomatische Medizin sieht bei Obstipation einen engen Zusammenhang zwischen Psyche und Darmfunktion.

(Quelle: Zeitung "Phytokompass", Ausgabe 3/2019)